Versteckspiel

„Ich bin Julie, 29 Jahre alt und komme aus Halle.

Schon früh in meinem Leben wurde bei mir Alopecia Areata diagnostiziert, eine Krankheit, die zu plötzlichem und unkontrolliertem Haarausfall führt. Zuerst war es ein riesiger Schock. Haare sind in unserer Gesellschaft ein so starkes Symbol für Schönheit und Identität – ihr Verlust fühlte sich an, als hätte ich einen Teil von mir selbst verloren. Besonders schwierig war es, als ich noch jünger war, denn Blicke, Kommentare oder Fragen aus meinem Umfeld waren oft verletzend.

Anfangs habe ich versucht, mich zu verstecken – unter Perücken, Mützen oder sogar mit Make-up. Es war, als wollte ich die Krankheit unsichtbar machen, für andere und auch für mich selbst. Doch irgendwann kam der Punkt, an dem ich erkannte, dass ich nicht mein Haar bin und dass mein Wert und meine Schönheit nicht davon abhängen. Dieser Moment der Einsicht war befreiend, aber der Weg dahin war alles andere als einfach. 

Heute stehe ich zu mir selbst. Die Leidenschaft für Fotografie hat mir geholfen, mich selbst zu finden und zu zeigen, dass Schönheit und Selbstbewusstsein nicht an äußere Merkmale gebunden sind. Alopecia ist ein Teil von mir und meinem Leben, aber sie definiert nicht, wer ich bin. Ich habe gelernt, die Kontrolle über meine Geschichte zurückzugewinnen, und Teile sie heute offen, um anderen Mut zu machen und sich selbst so zu akzeptieren, wie sie sind – egal, was die Gesellschaft vorgibt. 

Es ist mein Ziel, zu zeigen, dass wahre Stärke und Schönheit von innen kommen, egal, welche äußeren Veränderungen das Leben mit sich bringt.“

© Julie